Carissimi lettori! - Liebe Leserinnen und Leser!
Immer wieder versuche ich in meinen Artikeln Menschen vorzustellen, die für mich Botschafter ihres Landes sind. Menschen, die Brücken bauen zwischen Herkunft und Heimat, zwischen Tradition und Moderne. Heute möchte ich euch Nicola Conforto vorstellen - ein Mann, dessen Herz zur Hälfte in Karlsruhe schlägt und zur anderen Hälfte in Neapel glüht.
Die Reise beginnt
Luigi und Maria Conforto waren keine gebürtigen Neapolitaner, aber die Stadt hatte sie fest in ihrem Bann.
1971 sahen sie sich gezwungen, Neapel zu verlassen. Die Entscheidung fiel nicht leicht, aber das Leben im Süden war geprägt von Misere und Gewalt. Die Wahl fiel auf Karlsruhe - Luigi hatte bereits einen Bruder in Karlsruhe, der ihnen half, Fuß zu fassen.
Mamma Maria Conforto mit den kleinen Nicola, Foto um 1970 . |
Die Ankunft war eine Herausforderung. Das graue deutsche Wetter, das ungewohnte Essen - wie sollte man nur ohne Pizza und Pasta leben? Die Lösung war simpel und genial zugleich: Bei jeder Reise nach Neapel wurde nicht nur Wesentliches mitgebracht, sondern auch ein Stück Heimat. Videokassetten mit italienischer Musik und Spielfilmen wanderten von Hand zu Hand - lange bevor es Netflix gab.
Zwischen Neapel und Karlsruhe
Für Luigi und Maria war klar: Ihre Kinder Annamaria (geb.1973), Marco und Nicola sollten es leichter haben. Also wurde auf der Straße Deutsch gesprochen, zuhause die neapolitanische Muttersprache gepflegt. Eine Strategie der sanften Integration.
Nicola wuchs auf und entwickelte sich zu einem Mann mit zwei Seelen. Beruflich erfolgreich, privat ein Träumer mit musikalischem Talent. An seiner Seite Tina - seine Partnerin, sein Fels in der Brandung. Sie ist die Solide, er der Unternehmergeist. Zusammen sind sie wie der Vesuv: standhaft und feurig.
Tina, vor, einer der ältesten Gourmet-Tempel De Santis in Neapel. |
Die Sehnsucht nach Neapel
Jedes Jahr verbringt Nicola zwei bis drei Urlaubswochen in seiner Geburtsstadt. "Ich habe meine Familie in Karlsruhe und bin sehr glücklich", sagt er, "aber Neapel ist meine Geliebte. Ohne Neapel fehlt mir die Luft zum Leben."
Was vermisst er am meisten?
- Die fröhliche Gelassenheit der Neapolitaner
- Die Lieder in neapolitanischer Sprache
- Die Atmosphäre der engen Altstadtgassen
- Die Sonne, die alles in warmes Licht taucht
- Natürlich den Babà - dieses süße Teilchen, das zu Neapel gehört wie der Vesuv
Musikalische Wurzeln
Seine musikalischen Wurzeln sind tief im Süden verankert. Zu seinen Lieblingskünstlern gehören:
Sänger:
- Pino Daniele
- Edoardo Bennato
- Enzo Gragnaniello
- Gigi D'Alessio
- Gigi Finizio
- Mario Merola
Schauspieler:
- Massimo Troisi
- Totò
- Eduardo de Filippo
Mit einem Seufzer sagt Nicola: "Neapel ist ganz speziell, unmöglich sich davon zu lösen." Seine Herkunft - 100% Süden - kann und will er nicht verleugnen.
Nicola Conforto ist wie viele andere Kindern von Gastarbeitern ein Mensch zwischen zwei Kulturen. Er ist ein Botschafter der Lebensfreude, ein lebendes Beispiel dafür, wie Heimat nicht an einem Ort, sondern in den Herzen von Menschen existiert.
Auf dem Foto: Nicola ausnahmsweise ohne seine geliebte Gitarre, in einer neapolitanischen Trattoria, links Enzo Gragnaniello, rechts Nicola Conforto. |
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